koptische Kirche

koptische Kirche
kọptische Kirche,
 
1) kọptisch-orthodọxe Kirche, die christliche Nationalkirche Ägyptens. Ihr Oberhaupt führt den Titel »Papst von Alexandria und Patriarch des Stuhles des heiligen Markus«. Sitz des koptischen Papstes und Patriarchen ist seit 1971 Kairo. Liturgische Sprachen sind Koptisch und Arabisch; in der Diaspora wird die Liturgie in den jeweiligen Landessprachen gefeiert. Ausbildungsstätten sind die theologischen Seminare in Kairo und in Alexandria sowie in Unter- und Oberägypten (5), Australien (1) und in den USA (2). Es bestehen 42 Eparchien (Bistümer) in Ägypten. Außerhalb Ägyptens gibt es Bistümer in Jerusalem (1), Sudan (2), Kenia (Bistum Ostafrika), Frankreich (1) und Großbritannien (3) sowie Exarchate in Australien, Kanada und den USA (2). In Deutschland, wo die koptische Kirche rd. 3 000 Mitglieder hat, wurde erstmals 1995 ein Bischof ernannt; geistliche Zentren sind seit 1980 das Koptisch-Orthodoxe Zentrum Sankt-Antonius-Kloster in Waldsolms (Lahn-Dill-Kreis) und das 1993 gegründete koptisch-orthodoxe Kloster in Höxter-Brenkhausen. Die äthiopische Kirche ist Tochterkirche der koptischen Kirche und erlangte 1959 die Autokephalie. Eine zweite Tochterkirche entstand 1998 mit der Konstituierung der eritreischen orthodoxen Kirche.
 
Die koptische Kirche führt ihre Tradition auf den Evangelisten Markus zurück und sieht ihr Oberhaupt in dessen direkter Nachfolge stehen. In dieser Sukzession ist Papst Shenouda III. (Nasir Gayid Rafail, * 1923), der die koptische Kirche seit 1971 leitet, der 116. Nachfolger des heiligen Markus. Im frühen ägyptischen Christentum wurzelnd und in dieser Tradition bis heute stark durch das Mönchtum geprägt, entstand die koptische Kirche als eigenständige Kirche seit dem 1. Jahrhundert Damit verband sich der nationale Widerstand der Kopten gegen den wachsenden kulturellen Einfluss des Hellenismus. Theologisch war der Vorwurf der byzantinischen Reichskirche, die koptische Kirche vertrete den Monophysitismus, ausschlaggebend. Obgleich nicht gerechtfertigt, bestand er seit dem Konzil von Chalkedon (451) fast 1 500 Jahre und konnte erst in den 1980er-Jahren ausgeräumt werden. Unter arabisch-islamischer Herrschaft (ab 5. Jahrhundert) verlor die koptische Kirche viele Mitglieder, sodass der Anteil der Kopten an der Gesamtbevölkerung Ägyptens seit dem 16. Jahrhundert etwa 10 % ausmacht. Gegenwärtig (1997) gehören der koptischen Kirche weltweit rd. 10-12 Mio. Kopten an.
 
Der Gottesdienst wird überwiegend nach der Basiliusliturgie gefeiert. Wie die katholische und die orthodoxe Kirche kennt die koptische Kirche sieben Sakramente. Die Frömmigkeit findet u. a. in zahlreichen Fastentagen ihren Ausdruck.
 
 
Die k. K. Einf. in das ägypt. Christentum, hg. v. A. Gerhards u. H. Brakmann (1994);
 T. H. Partrick: Traditional Egyptian Christianity. A History of the Coptic Orthodox Church (Greensboro [N. C.] 1996);
 W. Reiss: Erneuerung in der koptisch-orth. Kirche (1998).
 
 2) die Gemeinschaft der mit der katholischen Kirche unierten Kopten; zurückgehend auf im 18. Jahrhundert beginnende Unionsbestrebungen der katholischen Kirche. Diese führten 1761 zur Errichtung eines katholisch-koptischen Vikariats für die (wenigen) Kopten, die sich der Union angeschlossen hatten. 1895 errichtete Papst Leo XIII. das »katholisch-koptische Patriarchat von Alexandria«. Es umfasst (2001) sechs Bistümer mit rd. 198 000 katholisch-koptischen Christen. Patriarch (mit Sitz in Kairo) ist seit 1986 Stéphanos II. Ghattas (* 1920).

Universal-Lexikon. 2012.

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